KI im politischen Kontext kann uns als Gesellschaft weiterbringen

Anlässlich eines Referats, das ich am Ethikseminar der Schweizerische Public Affairs Gesellschaft über Ki und Politik halten durfte, habe ich selber diverse Erkenntnisse gewinnen können:

Künstliche Intelligenz (KI) hat das politische Marketing revolutioniert, indem sie die Effizienz auf ein nie dagewesenes Niveau hebt. Doch am Ende bleibt die Kernaufgabe dieselbe: Es geht darum, Menschen zu überzeugen, an einer Abstimmung teilzunehmen und ihre Stimme abzugeben. Die Methodik mag sich gewandelt haben, aber die Psychologie nicht, wie Menschen und ihre Überzeugung gewonnen werden kann.

Deshalb sollten politische Akteuere wesentlich mehr in ihr Selbstverständnis, das Storytelling und ihre Botschaften investieren. Dies ist das Fundament und schliesslich ihre Legitimation als politische Vertreterinnen und Vertreter des Volkes. Ein erkennbares Profil, Echtheit und Glaubwürdigkeit sind heute mehr denn je entscheidend, um Wähler zu überzeugen. KI fungiert dabei als ein Enabler, der die Arbeit vereinfacht und auf eine neue Ebene der Effizienz bringt, indem sie vielseitige, personalisierte Inhalte entwickelt und im richtigen Ton und zur richtigen Zeit ausspielt.

Herausforderungen durch KI

  • Emotionale Manipulation und Tonalitäten: KI kann präzise die Emotionen und Stimmungen der Zielgruppen anpassen, was die Botschaften oft nahe an die Menschen heranbringt. Die Herausforderung besteht darin, dass dies leicht missbraucht werden kann, um emotionale Manipulation zu betreiben.

  • Synthetic Media und Deepfakes: Diese Technologien ermöglichen es, täuschend echte Inhalte zu erstellen,. Sie stellen eine grosse Herausforderung dar, da sie die Vertrauenswürdigkeit der politischen Kommunikation untergraben können. Inhalte können gefälscht und schwer als solche identifiziert werden.

  • Microtargeting und neue Formate: Microtargeting ermöglicht eine extrem präzise Ansprache von Wählergruppen. Und neue Formate - wie Robocalls - sind in der Lage grosse Massen zu bewegen. Technologie-Affinität wird zum Wettbewerbsvorteil und kann die Entwicklung unserer Gesellschaft in eine falsche Richtung beeinflussen.

Chancen durch KI

  • Echtheit und Zugänglichkeit: Politiker, die authentisch und menschlich auftreten, schaffen Vertrauen. Auch wenn KI ein mächtiges Werkzeug ist, bleibt Glaubwürdigkeit das wichtigste Kapital in der politischen Kommunikation. Dazu gehört auch, dass untragbares Verhalten - “Ausraster” und im Grundsatz unverzeihbare Fehler - dennoch auf eine gewisse Toleranz treffen. Der woke Anspruch an political Correktness ist schliesslich kontraproduktiv für einen konstruktiven Diskurs.

  • Anstatt auf Verbote zu setzen, sollten wir die Dynamik der technologischen Entwicklung nutzen, um zu lernen und auf Lösungen hinzuarbeiten, die einen echten Mehrwert bieten.

    • Ein Beispiel könnte ein Browser-Add-On sein, das den Benutzern als “Mischpult” für eingeblendete Inhalte dient, wo soziodemografische Parameter, sowie politische Ausrichtung oder auch verfügbare Tags eingestellt werden können, um so entsprechende Inhalte in Echtzeit zu erhalten und die entsprechende Färbung zu erkennen.

  • Politische Bildung: KI kann dabei helfen, Menschen aufzuklären, indem sie Inhalte liefert, die auf die individuellen Bedürfnisse und Interessen der Wähler abgestimmt sind. Dies fördert Demokratie und Partizipation.

Letztlich bleibt die reale Welt entscheidend. Die omnipräsente Digitalisierung muss Raum lassen, dass der Austausch nicht nur virtuell, sondern auch in der realen Welt stattfindet. Der familiäre Kontext, Schulen, Gemeinschaften, Arbeitsplätze, etc. müssen diesen gesellschaftlichen Wandel positiv prägen und mitentwickeln - wir brauchen gesunde Beziehungen und die Fähigkeit, zuzuhören. Nur so können wir uns eine eigene Meinung bilden und diese ohne Anspruch auf die absolute Wahrheitk äussern - und Raum für andere Sichtweisen zulassen.

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Eine teure verpasste Chance

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