Alle lieben Nike - Wenn Abstrafung das Gegenteil bewirkt und keiner merkts
In Deutschland erlebt die AfD derzeit starken Aufwind. Sie positioniert sich als Sprachrohr derjenigen, die meinen, nicht mehr das aussprechen zu dürfen, was viele insgeheim denken. Ein bemerkenswertes Beispiel dieser Dynamik zeigt sich in der Berichterstattung über eine vermeintliche „Nike-Aktion“, bei der AfD-Anhänger den weltweit beliebten Schuh für ihre politische Agenda gekapert haben. Doch warum greifen Medien solche Themen auf und verstärken damit die Reichweite der AfD, anstatt sie zu schwächen?
Beinahe 1 Mio. Views …
Ein entscheidender Punkt: Was in den sozialen Medien entsteht, hat oft eine kurze Lebensdauer. Die viral gehenden Inhalte sind wie Anzündhilfen für ein Feuer. Ohne Holz, das langfristig für Wärme sorgt, verglimmt auch die beste Anzündhilfe schnell. Doch wenn traditionelle Medien aufspringen und das Thema breiter verbreiten, erhält es erst das „Brennholz“, das es für mehr Resonanz benötigt.
Die AfD hat es in diesem Fall clever gemacht. Durch eine provokante Aktion erlangte sie Aufmerksamkeit – und durch die mediale Berichterstattung entfaltete sich das volle Potenzial der Kampagne. Diese Mechanik zeigt sich nicht nur bei der AfD, sondern bei vielen populistischen Bewegungen weltweit: Erst die öffentliche Empörung und das Medienecho katapultieren diese Nischenbewegungen ins allgemeine Bewusstsein.
Was bedeutet das für die Medienlandschaft? Wäre es besser, solche Provokationen schlicht zu ignorieren? Vielleicht. Denn gerade durch das Verurteilen und Abstrafen wird oft genau das Gegenteil erreicht. Die Medien bieten unfreiwillig eine Plattform, die radikale Positionen legitimer erscheinen lässt, als sie es ohne diese Aufmerksamkeit jemals wären. Anstatt die Bewegung zu schwächen, wird sie durch die öffentliche Aufmerksamkeit verstärkt und erhält neuen Auftrieb – so wie es bei der AfD in diesem Fall geschah.
Ein weiterer Aspekt, der nicht vergessen werden darf, ist die Wirksamkeit solcher Aktionen auf eine Zielgruppe, die sich von traditionellen Medien und dem sogenannten „Mainstream“ ohnehin schon abwendet. Indem die Berichterstattung Empörung auslöst, wird diese Empörung von den Anhängern als Bestätigung ihrer Überzeugungen wahrgenommen. Jeder Artikel, der die AfD kritisiert, jeder Kommentar, der gegen sie argumentiert, wird zu einem weiteren Beweis dafür, dass „das System“ ihre Ansichten unterdrücken will.
Die Frage bleibt: Wie sollte man mit solchen Bewegungen umgehen? Die Balance zu finden zwischen berechtigter Berichterstattung und der unbeabsichtigten Verstärkung populistischer Strömungen ist eine der grössten Herausforderungen der heutigen Medienwelt. Es braucht mehr als reaktive Empörung – es braucht eine durchdachte, langfristige Strategie, um die Mechanismen zu durchschauen, die Extremisten immer wieder zu ihren Gunsten nutzen.
Dieser Fall zeigt einmal mehr: Eine durchdachte Medienstrategie ist unerlässlich, um nicht das Gegenteil von dem zu bewirken, was eigentlich erreicht werden soll. Nur so lassen sich die Flammen der Polarisierung eindämmen, bevor sie ausser Kontrolle geraten.